10 Aphorismen zur Kunst
   
1. Kunst wird mit Theorie gefüllt, insofern sie unvoll, unvollständig ist. D.h. das Vakuum als Leerraum – Inbegriff des Unvollen – lässt der Dichtung den grössten Spielraum.
2. Kunsttheorie ist ausserstande, in der Praxis Kunst zu sein. Und aus diesem Mangel wird eine Tugend, die nicht mehr über die Praxis der Kunst reflektiert, sondern Kunstpraxis von sich selbst ableiten will.
3. Man „künstlert“ nicht, man (er)schafft, produziert oder macht Kunst. Aber Kunst machen ist eine Unmöglichkeit an sich, da Kunst gemacht wird.
4. In der Kunst sollte mit dem Bauch gedacht und mit dem Kopf verdaut werden. (Kopfmenschen werden nun darob den Appetit verlieren).
5. Kunst, die keinen Hunger mehr kennt, hat nur noch Appetit, und dieser Appetit zeigt sich u.a. an Vernissagen. Denn je kleiner die Häppchen desto grösser der sogenannte Kunstwert.
6. In der Kunst dient die Empirie dazu, die Intuition im nachhinein zu legitimieren.
7. Die Kunstkritik versucht, dem Künstler bewusst zu machen, dass er sich über das Unbewusste bewusst werden soll.
8. Das autonomste Kunstwerk verrottet auf einer Müllhalde.
9. Die Ränder der Kunst sind da, wo niemand hinsieht – das Zentrum ist da, wo die meisten hin wollen.
10. Nur ein guter Künstler ist ein toter Indianer.